Sprengung der „Schwabinger Bombe”

Am 27.08.2012, gegen 11.45 Uhr, wurde im Zuge von Baumaßnahmen in der Feilitzschstraße 7 in München eine 250 kg schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg aufgefunden.

Nr. Datum Uhrzeit Ort Meldung Einsatzart Abt.
1 28.08.2012 22:02 Gerätehaus Sendling FF München Vollalarm Wachbesetzung SE
2 28.08.2012 22:12 Feuerwache 3 – Westend Wachbesetzung Wachbesetzung SE

Stand: 29.08.2012, 07.00 Uhr

Nach einer ersten Bewertung durch den Sprengmeister wurden entsprechende Absperr- und Räumungsmaßnahmen durchgeführt und ein Gefahrenbereich mit einem Radius von 150 Meter um den Fundort festgelegt.

Der Evakuierungsbereich umfasst die Leopoldstraße 51-71, Haimhauserstraße, Marktstraße, Feilitzschstraße, Franzstraße und Siegesstraße. Zu Beginn der Delaborierungsarbeiten wurde festgestellt, dass sich der Langzeitzünder (ugs. Säurezünder) nicht auf herkömmliche Weise entschärfen lässt, so dass von der Firma Tauber (Kampfmittelräumdienst) ein weiterer Spezialist aus Oranienburg angefordert werden musste. Gleichzeitig wurde der Sicherheitsbereich auf einen Radius von 300 Meter um den Fundort ausgedehnt. In diesem Bereich ist jeglicher Aufenthalt unbeteiligter Personen untersagt.

Aus einer radiologischen Praxis in der Leopoldstraße musste ein Molybdänstrahler in Sicherheit gebracht werden. Etwa 2.500 Anwohner mussten über Nacht ihre Wohnungen verlassen und in Notunterkünfte ausweichen. Etwa 600 waren zeitweise in vier Betreuungsstellen untergebracht, wobei eine davon vorzeitig aufgelöst werden konnte.

1. Willi-Graf Gymnasium (Borschtalle 26, vorzeitig aufgelöst).
2. Katholische Akademie (Mandstraße 23).
3. Sophie-Scholl Gymnasium (Karl-Theodor-Straße 92).
4. Maximiliansgymnasium (Karl-Theodor-Straße 9).
Die anderen evakuierten Personen kamen privat unter.

Für die Feilitzschstraße 7 wurde am 28.08.2012 ein Überflugverbot in einem Radius von 3 km und eine Höhe bis zu 2.000 Meter eingerichtet. Sie konnte nach der Sprengung wieder aufgehoben werden. Im Vorfeld der zunächst für den 28.08.12, 19.06 Uhr geplanten Entschärfung wurde der Sicherheitsbereich auf einen Radius von 1.000 Meter ausgedehnt. Da eine Entschärfung nicht möglich war, wurde die Sprengung der Fliegerbombe beschlossen.

Für die geplante Sprengung war eine weitergehende Absperrgrenze erforderlich. Die Absperrung erreichte das Ausmaß über den Bereich der Clemensstraße, Wilhelmstraße, Kaiserstraße, Fendstraße, Wagnerstraße, Werneckstraße, Ursulastraße, Haimhauserstraße, Hesseloher Straße, Marktstraße, Marschallstraße bis zur Clemensstraße. Geplant war die Entschärfung für Dienstag Abend. Rund um die Fundstelle wurden größere Mengen von Dämmmaterial (rund 100 Tonnen Schweißsand, Stroh, Sandsäcke und Matten) herangeschafft, um eine Abschottung zu errichten und die Folgen der Detonation abzumildern.

Gegen 15.30 Uhr wurde ein Pressegespräch im Beisein des Münchner OB Christian Ude, Stadtdirektorin des KVR, Vollmer, Prof. Dr. Schmidbauer (POL Präsident), Dr. Heil (Kampfmittelräumdienst), Branddirektor Fiebach (Stellvertrender Dienststellenleiter) in der Erlöserkirche, Ungererstr. 17 durchgeführt. Bei diesem Pressegespräch wurde unter anderem die Allgemeinverfügung der Hauptabteilung I des Kreisverwaltungsreferates gemäß Art. 41 Abs. 4 des Bayerischen Verwaltungsverfahrensgesetzes bekannt
gegeben, dass während der Entschärfung bzw. Sprengung der Absperrradius auf 1.000 Meter Radius, ab einer Stunde vor Beginn der Maßnahmen, zu erweitern ist. In diesem Absperrbereich ist der Aufenthalt von Personen im Freien und an Fenstern verboten. Ebenso ist jegliches Verlassen der Wohnungen bis zum Abschluss der Kampfmittelbeseitigung untersagt.

Um 21.54 Uhr erfolgte die kontrollierte Sprengung.

Am Anfang zeigte sich eine großräumig unklare Lage. Durch das Explosionsereignis entstanden teilweise massive Gebäudeschäden. Die im weiteren Umfeld zur Schadensstelle stehenden Gebäude wurden von Statikern kontrolliert. Hier besteht keine Einsturzgefahr. Für die unmittelbar an die Explosionsstelle angrenzenden Häuser steht ein Ergebnis der Statikprüfung noch aus. An ganzen Fassadenfronten sind die Fensterscheiben zerstört. Gebäudeteile stürzten auf die Straße, Sicherungsmaßnahmen waren erforderlich. Der Schwerpunkt der Schäden liegt nach derzeitigem Erkenntnisstand im Bereich der Marktstraße und Feilitzschstraße. Die Schadenshöhe ist derzeit noch nicht abschätzbar.

Das durch die Detonation brennende Dämmmaterial wurde weiträumig verteilt. Dadurch kam es vorwiegend zu Sekundärbränden im Dachbereich der umliegenden Gebäude und der Umgebung. Vereinzelt kam es zu Brandereignissen innerhalb der Gebäude. In Folge der Explosion mussten auch drei Brandmelderalarme abgearbeitet werden, jeweils ohne Feststellung. Die Alarme waren an einem Geschäftshaus - Münchner Freiheit 2, an einem Bürohaus - Kaiserstraße 14 und in der Ladenpassage U-Bhf Münchner Freiheit.

Personen wurden nicht verletzt. Im Einsatz waren durchschnittlich 230 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Sanitäts- und Rettungsdienst sowie des THW. Phasenweise war die Anzahl der Einsatzkräfte deutlich höher. Für die Freiwillige Feuerwehr München wurde Vollalarm ausgelöst. Durch die Gefahrenabwehrleitung (GAL) wurde über die Landkreiszentrale weitere Unterstützung angefordert. Insgesamt sind vier Löschzüge in den Bereichen Nord – Unterschleißheim, Ost – Haar, Süd – Taufkirchen und West – Planegg in den Gemeinden bereitgestellt worden. Weiter wurden die Einsatzkräfte durch die Schnelleinsatzgruppe Betreuung Fürstenfeldbruck, Dachau und Starnberg verstärkt.

Seit Montag Abend dem 27.08.2012 wurde eine Hotline eingerichtet, um besorgten Bürger kompetent Rede und Antwort stehen zu können. Insgesamt wurden rund 3.500 Anrufe abgearbeitet.

Rund 25 Personen waren während des gesamten Einsatzverlaufes in der Gefahrenabwehrleitung und der Örtliche Einsatzleitung tätig. Die Einsatzgrundgebiete, wurden durch Verbindungspersonen und Fachberater von Bundeswehr, Technischen Hilfswerk und Freiwillige Feuerwehr verstärkt. Die Führungsdienste waren während des Einsatzes Feilitzschstraße zweifach besetzt, um die Einsatzfähigkeit für das restliche Stadtgebiet sicher zu stellen.

Verkehrsgeschehen: Wegen der Entschärfung der Fliegerbombe mussten die Sperrmaßnahmen ab 28.08.2012, 16.00 Uhr, auf einen Radius von einem Kilometer rund um die Münchner Freiheit ausgeweitet werden.

Sperrgrenze Ost: Mittlerer Ring Ost (Schenkendorfstraße bis Isarring) zwischen Biedersteiner Tunnel und der Ifflandstraße.
Sperrgrenze Süd: Leopoldstraße ab dem Siegestor.
Sperrgrenze West: Belgradstraße und Kurfürstenstraße.
Sperrgrenze Nord: Leopoldstraße ab Parzivalstraße und Ungererstraße ab Dietlindenstraße.

Der Richard-Strauss-Tunnel wurde in Fahrtrichtung Nord und der Petueltunnel in Fahrtrichtung Ost um 16.08 Uhr gesperrt. Die umfangreichen Verkehrssperren führten vor allem in den Bereichen Schwabing-Nord und Schwabing-West zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Am Mittleren Ring entstand ein Rückstau bis zur Landshuter Allee im Westen und bis zur Bad-Schachener-Straße im Osten. Gegen 16.30 Uhr wurde der U-Bahnbetrieb der Linien U3 und U6 zwischen den Bahnhöfen Universität und Alte Heide eingestellt. Aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich wurden – um Beschädigungen vorzubeugen – 84 Fahrzeuge abgeschleppt. Die Sperren der Ringtunnel sowie der äußere Sperrring um den Bombenfundort wurden nach der kontrollierten Sprengung der Bombe um 22.30 Uhr aufgehoben.

Die Sperrung der U-Bahn wurde erst nach Überprüfung der Statik wieder aufgehoben. Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch folgende Bereiche von der Sperrung betroffen:
Haimhauserstraße – Marktstraße – Feilitzschstraße - Leopoldstraße.

Ein Informationsstand für Anwohner ist an der Feilitzschstraße Ecke Leopoldstraße eingerichtet. Derzeit befinden sich noch rund 60 Einsatzkräfte der Feuerwehr an der Einsatzstelle.