Aus den Anfangsjahren der Feuerwehr Sendling sind nur einige wenige Dokumente erhalten. Zu den umfangreichsten Quellen zählt das bis vor wenigen Jahren verschollene „Tagebuch der freiwilligen Feuerwehr Sendling“. Im Jahr 2003 wurde das Dokument von einer Nachfahrin eines Feuerwehrangehörigen dem Förderverein übergeben.
Das aus dem 19ten Jahrhundert stammende Tagebuch enthält Protokollierungen von Brandeinsätzen, Übungen, Versammlungen sowie sonstigen Ereignissen innerhalb der Feuerwehr Sendling. Auf vielen Seiten ist auch scheinbar Triviales zu lesen, was aus heutiger Sicht kurios erscheint.
Zwischen dem 26. Januar 1875 und 31. Dezember 1889 wurden 15 Jahre lang zu insgesamt 443 Tagen von verschiedenen Autoren Ereignisse eingetragen, mit wenigen Ausnahmen in chronologischer Reihenfolge.
Das Tagebuch besteht aus 146 Seiten, von denen 134 Seiten handschriftlichen Text beinhalten. Eine Seite enthält zusätzlich zwei Handskizzen. Alle Inhalte sind mit Tinte eingetragen. Das Buch hat das heute unübliche Format „Folio“ mit den Abmessungen von 210 auf 330 mm.
Verfasst wurde das Tagebuch bis auf wenige Ausnahmen wie Familiennamen in der damals üblichen Deutschen Kurrentschrift.
Damit heutige Leser den Inhalt des Tagebuchs verstehen können, wurde begonnen den in der Deutschen Kurrentschrift verfassten Text zu transkribieren, das heißt in heute übliche Buchstaben umzusetzen.
Hier ein Beispieltext in Kurrent:
Bei der Umsetzung wurde darauf geachtet, alle anderen Eigenschaften des Textes beizubehalten. So wurden keine Formulierungen geändert oder Schreibweisen an die heutzutage gültige Rechtschreibung angepasst. Selbst Zeilenumbrüche wurden beibehalten.
Im historischen Tagebuch werden häufig heute ungebräuchliche Begriffe und Abkürzungen verwendet. Diese Begriffe und historisches Feuerwehr-Fachwissen werden in dieser Sprach- und Sachwörterliste erklärt.
Das Lexikon wird immer dann erweitert, wenn erklärungsbedürftige Begriffe in veröffentlichten Tagebuch-Auszügen hinzukommen.
6. Kompanie (oder „VI. Compagnie“) der Freiwilligen Feuerwehr München war der Name der Sendlinger Feuerwehr ab 1877, durch die Eingemeindung Sendlings nach München, bis zur Neuorganisation der Münchner Feuerwehr im Jahre 1914. Ab diesem Jahr war die Sendlinger Feuerwehr die Abteilung 1 der Freiwilligen Feuerwehr München.
Als Abprotzspritzen wurden Handpumpen bezeichnet, die auf einem eigenen einachsigen Wagen, der Protze, zum Brandplatz gezogen wurden. Dort wurden sie, ähnlich einer heutigen Tragkraftspritze, vom Wagen abgesetzt und durch Muskelkraft betrieben.
Als Chargierter wurde früher ein Führungsdienstgrad in der Feuerwehr bezeichnet.
Eine Inspektion – damals „Inspection“ geschrieben – war eine Übung, bei der die Einsatzbereitschaft der Geräte und der Mannschaft durch das Feuerwehr-Kommando überprüft wurde. Frühjahrs- und Herbst-Inspektionen sind im Tagebuch dokumentiert.
Als Kneipe wurde das gesellige Zusammensein am Abend in einem Lokal bezeichnet, bei dem häufig Fassbier getrunken wurde. In Sendling fanden diese Treffen oft nach Übungen im Caffe Hierl oder Caffe Harras statt.
Als Ständige Wache wurde die Berufsfeuerwehr in ihren Anfangsjahren bezeichnet. Sie rückte damals vom Heumarkt, dem heutigen St.-Jakobs-Platz, aus.
Arnold Zenetti, ab 1867 Stadtbaurat in München, Mitbegründer der Münchner Freiwilligen Feuerwehr und von 1879 bis 1891 deren Kommandant.