Versammlungen und Feiern der Sendlinger Feuerwehr wurden ab 1887 im Vereinslokal „Caffe Harras“ abgehalten. Das Lokal war der Namensgeber des heutigen Verkehrsknotenpunktes „Am Harras“ in Sendling.
Zum Jahr 1887 sind im Tagebuch mehrere Brände dokumentiert, darunter auch ein Großbrand auf dem Oktoberfest.
Einträge des Jahres 1887:
Als 1887 erstmals die Wirte mit einem eigenen Festzug auf die Theresienwiese einzogen ahnte noch niemand, dass es wenige Tage später, am Dienstag, dem 27. September, zu einem großen Feuer auf dem Oktoberfest kommen würde. In der „Pfälzischen Weinbude“ des Wirtes Julius Frey entstand durch eine umgefallene Petroleumlampe ein Brand, der auf weitere Festbuden übergriff. Der Wirt kam bei dem Feuer ums Leben.
Statt der heute üblichen Stillen Alarmierung wurde früher durch ein Glockensignal vom Kirchturm der Alten Pfarrkirche St. Margaret zum Einsatz gerufen, was in diesem Fall jedoch nicht funktioniert hat.
Aufgrund der Gefahren durch offenes Feuer wurde ein Jahr später sogar ein Rauchverbot in den Zelten vorgeschrieben, das erst mehr als 120 Jahre später aus gesundheitlichen Gründen erneut eingeführt wurde.
Der kurze Zeitraum zwischen Alarmierung und Abrücken scheint unrealistisch und durch eine falsche Zeitangabe begründet.
Originalauszug aus dem Tagebuch:
Brand. 7 ½ Uhr Abends. Bei Gelegenheit des Oktoberfestes entstand auf
der Theresienwiese durch eine umgefallene Petroleumlampe in der Wein-
hütte des bei der Katastrophe leider mit zu Grunde gegangenen Wein-
wirtes Frey ein Brand, welcher sich in ganz kurzer Zeit durch Ergrei-
fen weiterer 5 Buden zu einem sehr gefährlichen Großfeuer gestaltete.
Die 6. Compagnie war trotz Nichtallarmirung, verursacht durch Versagen
des Anschlagwerkes auf dem Kirchthurme in Sendling, noch gleichzeitig
mit der 1. Compagnie 41 Mann stark eingetroffen u. zwar mit Stei-
gerwagen u. der Abprotzspritze, welch letztere ungefähr 1 Stunde
in Aktion kam. Anwesend waren: Compagnieführer, Adjutant,
2 Zugführer, 2 Sektionsführer, 1 Zeugmeister, 10 Steiger, 21 Spritzen-
männer, 2 Sanitätsmänner u. 1 Signalist. Die Compagnie rückte
Abends 8 Uhr wieder vom Brandplatze ab.
Menschenrettung und Brandbekämpfung waren auch schon vor über 100 Jahren die Hauptaufgaben der Feuerwehr bei Brandeinsätzen. Und das wurde auch damals schon durch regelmäßige Übungen trainiert.
Originalauszug aus dem Tagebuch:
Angriffs-Übung Vormittags 10 Uhr am Hause N. 6 an der
Senserstraße, dem Feuerwehrkameraden Natterbauer gehörend.
Dieser Übung lag folgende Idee zu Grunde: Im Stiegenhaus am
3. Stockwerke war Feuer ausgebrochen, welches bis zur Ankunft der
Feuerwehr, die durch Anschlagen auf dem Kirchthurme allarmirt
wurde, auch schon den Dachstuhl ergriffen hatte. Hauptaufgabe
war es nun, die im 3. Stockwerke noch verweilenden Menschen
zu retten, was sofort nach der Ankunft mittels Aufleitern mit
den Hackenleitern u. Herablassen des Rettungsschlauches geschah.
Unterdessen wurde aber auch von der Steigerabtheilung die
Schubleiter aufgestellt, von welcher sich in einigen Minuten
nach der Ankunft auch schon 2 mächtige Wasserstrahlen auf
den angenommen brennenden Dachstuhl ergoßen. Beide
Strahle wurden von einem in der Nähe sich befindenden
Hydrant beschaffen, u. zwar der Eine direkt von demselben
während der Zweite von der Abprotzspritze ausging, welcher der
Hydrant als Zubringer diente. Es ist erfreulich zu konstatiren, daß
die Schlauchlagen ungemein rasch von dem Spritzenzug beschaffen
wurden. Die Sanitätsmannschaft der Compagnie hatte mitt-
lerweile vortrefflich einen Verbandplatz für etwa vorkommen-
de Unglücksfälle im Hause No 8 an der Senserstraße errichtet.
Nun ertönte das Signal „Zurück ohne Geräthe“ u. kurze Zeit da-
rauf wieder zum Angriff. Nach ½ stündiger Gesammtdauer
wurde die Übung geschlossen. Nach abgenommenem Parade-
marsch rückte die Compagnie 10 ¾ Uhr wieder in das Feu-
erhaus ein. Anwesend waren: Compagnieführer u. Adjutant,
2 Zugführer, 4 Sektionsführer, 1 Zeugmeister, 15 Steiger,
20 Spritzenmänner, 2 Sanitätsmänner u. 3 Signalisten.
Auf der Versammlung wurde unter anderem die am 18. Dezember bevorstehende „Christbaumfeier“ organisiert. Für Musik während der Feier sollte bis zu 35 Mark ausgegeben werden.
Compagnieversammlung. Anwesend waren 39 Mann.
Herr Compagnieführer Ostler eröffnete Abends 8 Uhr die Versamm-
lung mit einem 3 fachen: „Gut Heil!“ auf die 6. Compagnie.
Der erste Punkt der Tagesordnung umfaßte die Anmeldung um
Erwerbung des Diplomes für 15 jährige ununterbrochene Dienstzeit.
Es konnte von der 6. Compagnie in diesem Jahre kein Mitglied ange-
meldet werden. II. Verliest Herr Compagnieführer eine dienstliche An-
ordnung über Behandlung der Hydranten. III. Giebt Herr Compagnie-
führer die Ein- u. Ausläufe des letzten Vierteljahrs, sowie Beschlüsse
des Verwaltungsrathes bekannt. IV. Bekanntmachung der sämmtlichen
Einträge im Tagebuch seit 1. Januar 1887 durch den Adjutanten.
V. Berathung über die Abhaltung einer Christbaumfeier.
Es wurde nach erfolgter Abstimmung der 18. Dezember zur Abhal-
tung bestimmt. Zu Comitèmitgliedern wurden gewählt die Mit-
glieder: Natterbauer, Hotter, Obermayer, Deisinger, Demmler,
Preu u. Theun u. Mayer Joh. Es wurde beschlossen, für Musik
bis zu 35 Mark auszugeben. Die Dekoration des Saales übernahm
Herr Helmschrott in anerkennenswerther Weise. Ferner wurde
die Einladung von Gästen in der Weise geregelt, daß von neun
Mitgliedern bezirkweise eingeladen wird. Herr Compagnie-
führer Ostler schloß Nachts 11 Uhr die Versammlung.